Mo., 22.2. - Am Montag Morgen war ich ziemlich aufgeregt, denn ich hatte keinen blassen Schimmer, was uns in Israel erwarten würde. Im Rahmen dieses Austausches betrat ich ja
generell das erste Mal israelischen Boden. Hilfreich war das gemeinsame Vorbereitungstreffen der deutschen Delegation in der NAJU Bundesgeschäftsstelle, das uns half, uns gegenseitig
kennenzulernen und einen ersten Einblick in die Situation in Israel zu bekommen.
Am Flughafen in Tel Aviv wurden wir von der Gruppe empfangen. Fünf Norditaliener vom WWF, fünf Zyprer von der Umweltorganisation AKTI, fünf Süditaliener von Legambiente, der größten
Umweltschutzorganisation Italiens, und die Israelis von SPNI hatten uns Deutsche schon erwartet. Im Dunkeln ging es dann mit dem Bus in den hohen Norden Israels. An der Hermon Field School
angekommen, wurden wir offiziell von Gili im Namen der SPNI begrüßt. Unsere zwei Guides Eyal und Ori stellten sich uns vor.
Di., 23.3. - Wir bestritten gemeinsam die ersten Kilometer des Israel National Trails. Sehr beeindruckend war die ständige unmittelbare Nähe zu den Grenzen des Libanon und
Syrien. Unglaublich war auch, wie grün alles im Norden Israels ist! Im Tel Dan Naturschutzgebiet fühlte man sich fast wie im Urwald. In Israel hat jeder Stein Geschichte; die Ursprünge der
antiken Stadt Dan im Herzen des Reservats lassen sich auf 2700 v. Chr. datieren. Schließlich ging es mit dem Bus ins Hula Valley. Tausende Zugvögel nutzen die Hulaebene jedes Jahr auf ihrem Weg
nach Afrika als letzte Raststätte vor der Überquerung der Sahara. 35.000 Kraniche, eine furchtlose Biberratte und ein Schreiadler waren nur die absoluten Höhepunkte unserer Beobachtungstour.
Nachdem wir dann bis zum Sonnuntergang die Atmosphäre auf uns wirken gelassen hatten, ging es nach diesem langen erlebnissreichen ersten Tag zurück in die Hermon Field School.
Mi., 24.2. - Wir wachten bei fantastischem Sonnenschein und einem atemberaubenden Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Hermon auf. Auf dem Programm stand eine
Wandertour durch das Dishon Tal im oberen Galiläa. Bei unserem Abstieg ins Tal kraxelten wir vorbei an majestätischen Felsformationen. Eyal, unser Guide, führte uns in die örtliche Flora und
Fauna ein. Nach der Wandertour fuhren wir ins benachbarte Dorf Rihaniya. Dort leben ca. 4.000 Tscherkessen, eine Minderheit in Israel. Aus ihrer ursprünglichen Heimat, dem Kaukasus, wurden
sie vertrieben und leben nun größtenteils außerhalb dieses Gebietes. Ein Ortsansässiger berichtete von der Arbeit des SPNI an der Dorfschule. Jede Klasse engangiert sich einmal die Woche im
praktischen Naturschutz und trägt so dazu bei, dass Brachflächen im Dorf wieder grüner werden. Außerdem kämpft SPNI vor Ort gegen die Trockenlegung eines artenreichen Sees, der einem Neubaugebiet
zum Opfer fallen soll. Nachdem wir nun schon zwei Tage als Gruppe unterwegs waren, war es im Anschluss beim gegenseitigen Vorstellen spannend zu sehen, welche Programme sich die anderen Verbände
auf die Fahne geschrieben haben. Interessant war, wie ähnlich und gleichzeitig verschieden die einzelnen Verbände sind. Bei Legambiente gibt es zum Beispiel eine eigene Theategruppe, die auf
diesem Wege versucht, Umweltthemen zu vermitteln, während AKTI eine Kampagne ins Leben gerufen hat, die Frauen in einflussreichen Positionen dabei unterstützen soll, mehr Mitspracherecht zu
bekommen.
Do., 25.3. - Wir starteten den Tag mit einer kurzen Tour um den Mount Meron, wo uns die mediterrane Pflanzenvielfalt genauso in den Bann zog, wie das unglaubliche Panorama.
Unser Mittagessen bekamen wir in der Drusengemeinde Yanuh-Jat, das bedeutet sehr viel Salat, Kartoffeln, Linsen, Humus und Oliven. Uns empfing sogar der Bürgermeister und gab uns einen kleinen
Einblick in die Geschichte seines Volkes. Momentan leben ca. 200.000 Drusen, eine muslimische Minderheit, in Israel. Man muss als Druse geboren werden und kann nicht, wie in anderen
Glaubensrichtungen, konvertieren. Wegen ihres Glaubens an die Wiedergeburt werden die Drusen sogar von anderen Muslimen geächtet. Schließlich ging es weiter nach Jerusalem. Nach drei Tagen
in der Natur war die Ankunft in dieser lebendigen Stadt eine ganz schön große Umstellung! Nach dem Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und einer einer kurzen Tour durch die
historische Altstadt stellten uns am Abend noch zwei Freiwillige der SPNI ihre Tätigkeitsschwerpunkte vor. In Israel gibt es das Konzept des Voluntary Years, das man noch vor dem militärischen
Wehrdienstes einschieben kann.
Fr., 26.3. - Wir fuhren in den Süden. Im, zu dieser Jahreszeit noch relativ grünen, nördlichen Teil der Wüste Negev besuchten wir ein Agrarprojekt der dort ansässigen
Beduinen. Dort versucht man, traditionelle Kenntnisse und Wissenschaft zusammenzuführen und so beispielsweise seltene Heilkräuter anzubauen und Landwirtschaft zu betreiben. Während der Führung
brannte die heiße Mittagshitze auf den staubtrockenen Boden und es war sehr beeindruckend, zu sehen, welche Bemühungen dort unternommen werden, um diese unwirtliche Gegend wieder zu
begrünen. Gerade in Zeiten der global fortschreitenden Desertifikation ist dies, meiner Meinung nach, ein sehr wichtiges Projekt. Der Höhepunkt des Tages war zweifelsohne die Aussicht am Mt.
Ramon. Inmitten der steinigen Negevwüste hielten wir alle inne und ließen das Panorama auf uns wirken.
Sa., 27.3. - Am letzten Tag standen einige aus unserer Gruppe schon eher auf, um den Sonnenaufgang über der Wüste zu genießen. Danach fuhren wir nach En Gedi, ans Tote
Meer. Von dort aus hieß es ein letztes Mal: „Let’s go guys! Follow me, slowly, slowly!“ und unsere Gruppe wanderte los in den Wüstencanyon. Nach drei Stunden Wanderung in der prallen Sonne kamen
wir alle am späten Nachmittag in den Genuss, im Toten Meer zu schweben. Nach einer kurzen abendlichen Abschlussrunde mit Gili und den israelischen Organisatoren ließen wir den Abend noch
gemeinsam in der Field School in En Gedi ausklingen. Wir waren alle sehr traurig, dass unsere gemeinsame Zeit so schnell vergangen war, aber wir waren auch froh über die vielen Dinge, die wir
gemeinsam erleben durften.
Für mich persönlich war die Zeit in Israel eine unglaublich inspirirende Erfahrung. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass sich auf einem so kleinen Gebiet, eine so vielfältige
artenreiche Natur entwickeln kann. Auch die verschiedenen Bevölkerungsgruppen leben in Israel eng beieinander und jede hat ihren eigenen Weg gefunden, wie sie in ihrer unmittelbaren Umgebung
etwas für den Umweltschutz tun kann. Das Motto „Think global, act local“ ist zwar vielleicht nicht der neueste Ansatz, aber wenn man ihn sich wirklich zu Herzen nimmt und genau beobachtet, was
die örtlichen Begebenheiten hergeben, kann man auf einfachem Wege viel erreichen.