Ich habe ja keine Vorurteile, aber (was für ein schlechter Start für einen Blogeintrag) wenn man an die Europäische Union denkt, dann denkt man wohl auch an "Eurokratie" bzw. zu viel Bürokratie.
Weil es in der EU eben manchmal komplizierter ist, als es sein müsste. Und das European Youth Event scheint da keine Ausnahme zu sein. Dementsprechend hatten Kathrin und ich heute schon eine
kleine "Eudysee" hinter uns. Nach langem Hin und Her(laufen) hatten wir am Ende aber doch unsere Akkreditierung - was gut ist, denn sonst hätten wir gar nicht ins Europaparlament gekonnt.
Das konnten wir aber. Wir trafen dort Diana, und zu Dritt besuchten wir unsere erste Veranstaltung an diesem Wochenende. Unter dem Titel "Der programmierte Kollaps" ging es hier um das Thema
Überfischung - ein akutes, dringendes Thema, da viele Fischbestände wirklich schon am Rande des Zusammenbruchs stehen.
Bei der Veranstaltung handelte es sich um eine Podiumsdiskussion in einem der Plenarräume des Europaparlaments. Die Teilnehmer waren Allesandra Nasti (italienische Wissenschaftlerin), Olle
Schmidt (schwedischer Europaparlamentarier aus der liberalen Fraktion), Justine Maillot (französische Mitarbeiterin von Greenpeace) und Mike Walker (irischer Mitarbeiter des Pew Charitablue
Trusts).
Allesandra Nasti verwies darauf, dass das Problem der Überfischung von drei Seiten angegangen werden muss. Zum Einen über die FischerInnen, die sich an die bestehenden Regeln und Schutzgebiete
halten müssen. Zum Zweiten über den Staat, der die Gesetze weiter verbessern muss. Und zum Dritten über die VerbraucherInnen, die kritisch nachfragen und verantwortungsbewusst kaufen
sollen.
Es ging auch um aktuelle politische Entscheidungen - so wurde erst kürzlich ein Verbot der Tiefseefischerei vom Europaparlament mit knapper Mehrheit abgelehnt. Als Grund dafür wurde die Angst vor
Arbeitsplatzverlusten genannt, obwohl das Verbot beispielsweise in Frankreich nur 150 Arbeitsplätze betroffen hätte.
Olle Schmidt wies darauf hin, dass VerbraucherInnen durch soziale Medien über immer mehr Macht verfügen würden. Gleichzeitig ist es für die VerbraucherInnen nicht immer einfach, Informationen zu
bekommen, da es hier viele Unklarheiten gibt - auch bei den Zertifikaten.
Ebenfalls wurde diskutiert, welche Alternativen Fischer haben, um aus dem Teufelskreis "Mehr Fisch wird gefangen" --> "Preis für Fisch sinkt" --> "Mehr Fisch muss gefangen werden, um das
gleiche zu verdienen" auszubrechen. Die Diskutanten sahen hier Potenziale im Tourismus und in der Weiterverarbeitung des Fisches statt dem Verkauf des rohen Fisches.
Als NAJU-Delegation haben wir abschließend eine Frage zum Thema "Aquafarming" bzw. "Aquakultur" gestellt, weil in der Diskussion immer wieder zwei Dinge genannt wurden: "We need more fish in the
sea" und "We need more fish". Ersterem stimmten wir zu, Letzterem aber nicht - wenn es dazu führen sollte, dass das Problem durch eine Massentierhaltung von Fischen nur verlagert wird. Die
Experten auf dem Podium gaben uns Recht, denn "Natur macht den besten Fisch" - und wenn man für die Produktion von einem Kilogramm Fisch drei Kilogramm Futter benötigt, dann ist das ein
Rückschritt. Und dazu kommen noch negative Umweltauswirkungen...
Unter dem Strich war es eine interessante Veranstaltung mit einem sehr vielfältigen Publikum. Fragen kamen unter anderem von Jugendlichen aus Frankreich, Spanien, Portugal, der Slowakei - und
eben von der NAJU. Leider war das Podium dann doch etwas zu homogen, um wirklich kontrovers zu diskutieren. Aber wenn bei einem so wichtigen Thema wie der Überfischung zwischen Wissenschaft,
Politik und Zivilgesellschaft Eingikeit hergestellt werden kann, dann ist das auch gut so!
Das war der erste Streich...und der zweite folgt sogleich. Stay tuned.
Text von Christoph Röttgers
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